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Saab
Nordkapp Tour 2004
02.2004
von Regina und Gerd Augustin


Artic Nordkapp Tour 2004
oder
oder die Reise in eine andere Welt

Ein Reisebericht von Regina Augustin ( Saab - TEAM ) nach Vorlage des wunderbaren Berichtes von Dietlind Wegmann ( Käfer - TEAM )

Nach unglaublich vielen Reisevorbereitungen aller Art, Internetrecherchen, Buchungen, Reservierungen, Ein- und Umbauten am Saab, Besorgungen und man ahnt kaum was alles . . . am 31. Januar 2004 war es endlich soweit und das SAAB – Team : Regina & Gerd Augustin, stellten der 9000er in Fahrtrichtung und starteten Richtung Travemünde.
Und wie fast immer: Alles begann harmlos.

Von Travemünde ging am Abend des 31. Januar die FinnHansa Richtung Helsinki, die Fahrt dauerte 1 _ Tage und das finnische Buffet sorgte für die ersten Erfahrungen der Grenzwert-bereiche eines Hosenbundes. Unsere Tischnachbarn, sie war Finnin und ihr Mann Deutscher, empfahlen uns , doch besser eine Motorvorwärmung einbauen zu lassen und so wurde die Liste, der noch zu erledigen Aufgaben um einen Punkt erweitert.Am Morgen des 02. Januar liefen wir dann gegen 06.00 Uhr in Helsinki ein und bekamen schon die ersten " weißen " Eindrücke bei gemäßigten Minusgraden von unserem bevorstehenden Abenteuer.

Kaum von der Fähre ging es erst einmal zur Werkstatt, dort bekam unser Saab das entsprechende Schuhwerk in Form von Spikes. Über den ADAC gibt es übrigens Adressen in Helsinki und Hanko, die Reifenhändlerkette heißt VIANOR und ist sehr zu empfehlen. Die Notwendigkeit der Spikes wurde uns mit jedem Kilometer mehr bewusst und auch den Einbau der Motorvorwärmung haben wir nicht bereut.

Hierbei half uns Illka Langer aus Helsinki , Cheforganisator und Besitzer eines 9000 CS, eines 900 und eines VW Käfer, mit seinen tollen Kontakten und seiner unendlichen Hilfsbereitschaft, so fuhr er uns am Vormittag zu seinem "Schrauber" und holte uns am Nachmittag wieder von unserem Hotel ab, um uns wieder zu unserem Auto zu bringen.
Am Abend zeigte er uns dann noch Porvo, welches wir uns am letzten Tag unserer Reise noch einmal bei strahlendem Sonnenschein ansahen, weil es uns einfach so gut gefallen hat.

Überhaupt, sei hier die Hilfsbereitschaft der Finnen, die uns auf der weiteren Reise noch mehrfach begegnete, erwähnt. Egal, was anstand, man konnte immer auf ihre Hilfe zählen, schön das wir diese erleben durften.

Am Dienstag, den 03.02. fuhren wir dann Richtung Lahti mit Ziel Jyväskylä, allerdings hatten wir von Unterkünften mitten im Zentrum genug und erkundigten uns in der Touristen-information nach ländlichen Betten und kamen so nach Viitasaari, in das Wiikin Kartano, einem Gasthof, gelegen an einer Kreuzung, dessen Stall zu kleinen, aber urgemütlichen Zimmern umgebaut wurde. Dort ließen wir den Anker fallen und konnten am Abend am Kamin in der Gaststube die herzhaften ( und vor allem nahrhaften ) Gerichte probieren.
Hier kam auch unsere Motorvorwärmung zum ersten Mal zum Einsatz, dank des 25 mtr. Verlängerungskabel, welches noch des öfteren gebraucht wurde.




Am Mittwoch, den 04.02. fuhren wir nach Kemi, um uns dort gibt das Eishotel anzusehen. Wir waren auch wild entschlossen dort zu übernachten, also also rein, sehen, kalt, erst mal an die Bar und dort einen Wodka im Eisglas getrunken und nachdenken. Ach, wir sind dann doch lieber wieder zur Touristeninfo gegangen und die empfohlen uns einen Hütten-Campingplatz bei Tervola. Nun , wir wissen bis heute nicht, wo er denn nun ist, weil wir nach 1 Stunde ausgiebiger Suche, nicht eine Hütte fanden, aber die Paralellstraße zur E75 Richtung Rovaniemi schätzen gelernt haben, da dort nicht so viel LKW Verkehr war.

Also auf die E75 und mal sehen, was es an Übernachtungsmöglichkeiten am Wegesrand gab und in Koivu hielten wir an der Tankstelle an und fragten, wo es in der Nähe Hütten gäbe, nun sagte die gute Seele hinter dem Tresen, wenn ihr durch Schnee fahren könnt, hinten sind ein paar schöne Hütten. Nun raus und gucken, schön war untertrieben, obwohl nur ca. 200 mtr. von der Straße entfernt, lagen dort die Hütten mit Blick auf den Kemijoki, einen Fluss, der von Kemi Richtung Rovaniemi fließt. Vorgewärmt, mit Sauna und Schnee vor der Tür, den wir dann nach der Sauna erst mal zum Abkühlen brauchten.

Gern wären wir geblieben, aber unser Treffpunkt in Rovaniemi war am 05. Februar und der war nun gekommen, so ging es dann zum Rova-Motelli, wo wir dann am 05. 02. schon einkehrten, um den ersten Teil der Truppe dort zu treffen, während der andere am 06.02. morgens mit dem Autoreisezug in Rovaniemi eintraf.

Nach der ersten Begrüßung der anderen Tourmitglieder am 06.02. und einem Frühstück, ging es erst mal zur Polarkreistaufe zu einem lappländischen Schamanen. Oder heißt der "lappischer Schamane", oder war er gar nur ein "läppischer Schamane"? Hatten wir doch das Gefühl, unser Schamane hatte sein Taufritual für uns sehr "angepasst"! Aber egal, es war nett und wir hatten unseren Spaß. Besonders viel Platz für seine Kohlestaubtaufe hatte er bei Jürgen ( Käferpilot ) auf dem Kopf gefunden und mich hatte er aus nicht näher zu beschreibenden Gründen zu seinem Lieblingsrentier erkoren, und so mussten Jürgen und ich mit besonders auffälliger Bemalung, die mindestens 6 Stunden drauf bleiben musste, (sonst wurden die guten Wünsche des Schamanen für die Träger des Zeichens nicht wahr!) den Tag überstehen.
Wir hinterließen , wo immer wir danach zu einer Kaffeepause auftauchten, na ich sag mal: "große Aufmerksamkeit".

Noch am selben Tag sollte es ja nun endlich mal richtig los gehen, alle Mitglieder des Trupps waren beisammen und zusammen fuhren wir nach Saariselkä. Dort angekommen, saßen wir abends zusammen in der Kneipe und zwei alte Finnen würdigten Jürgens Käfer mit begeisterten Worten auf deutsch und einer der beiden hatte das gleiche Modell, Farbe und Baujahr wie "Jürgens" und auch er besaß seinen seit 30 Jahren! Jürgen war begeistert, zumal ja auch das Gespräch weiter in deutsch blieb. (Viele alte Finnen sprechen noch sehr gut deutsch, denn im Krieg waren die Deutschen in Finnland und früher war deutsch die erste Fremdsprache in der Schule.)

Die Temperatur war mittlerweile auf – 23 Grad gefallen, aber wir hatten eine warme Stube und die Auto´s wenigstens warmes Öl, denn die Motorvorwärmungen waren zum Einsatz gekommen, und entpuppte sich als DIE Anschaffung und wurde von da an täglich gebraucht.




Am nächsten Tag, mittlerweile war es Samstag, der 7.Februar fuhren wir nicht all zu viel, dafür war es sehr spaßig, denn auf unserem Weg nach Inari fuhren wir ein wenig über den zugefrorenen Inarisee.
Vorher, kurz vor Ivalo fing unsere Elektronik an, vor den Temperaturen zu kapitulieren, es leuchtete in der Anzeige ( " Mäusekino " ) folgendes auf :
Check engine ,
was laut Bedienungsheft folgendes bedeuten konnte : im Zünd- bzw. Einspritzsystem stimmte etwas nicht, die Elektronik konnte nicht glauben, was sie fühlte und brachte erst mal die Warnmeldung. Nun Glück im Unglück, im Servicestationenheft war just in Ivalo eine Saab – Servicestation, untergebracht bei einer Shell-Tankstelle und da es noch möglich war, laut Bedienungsheft mit dieser Warnmeldung zu fahren, wagten wir es. In Ivalo angekommen,
war zu linker Hand auch die Shell-Tankstelle, heureka und schnell hin, aber wo war die Saab-Station ? Nachdem wir in der Tankstelle gefragt hatten, stellten wir fest, das es an der Zeit ist,
mal ein neues Serviceheft zu besorgen, denn das unsrige war von 1991 und die Station gab es
schon länger nicht mehr. Schade, also wieder zu der Truppe, die gegenüber in der Raststätte
eine Pause machte und grübeln, aber nichts geht ohne Jupe. Der kannte natürlich wieder eine gute Seele und von der bekamen wir den Tip, Batterie abklemmen, dann vergisst die Elektronik alles bis dahin da gewesene und es müsste eigentlich danach wieder OK sein, denn
der Sauerstoffgehalt in der kalten Luft könnte die Messsonden im Zündbereich verwirrt haben und dann gab es halt vorsorglich das Check engine – Zeichen. Gehört, gehofft und getan, siehe da, die Anzeige verhielt sich wieder normal, irgendwann leuchtete es zwar noch einmal kurz auf, aber da der Motor ansonsten normal lief, schauten wir uns einfach die wunderschöne
Landschaft an.

Speziell die Männer packten ihr Rennfahrer-Gen aus; ich versuchte mich auch mit 2 Runden, aber mit 40 km/h ist der Nervenkitzel eher verhalten und so gesellte ich mich zu den weiblichen Mitstreitern der Tour und nach unzähligen Fototerminen standen wir bei – 28 Grad in der Sonne und warteten bis sich dieses Gen bei den Herren wieder beruhigt hatte.

Als wir vom See wieder auf die Straße fuhren, stöhnten und ächzten die Stoßdämpfer, das es uns vorkam, als hätten wir den 9000er gegen eine Kutsche getauscht, die Temperaturen nagten schon am Grenzbereicht, aber das waren auch die einzigsten, beunruhigenden technischen Erlebnisse während der Reise.

Abends dann in Inari angekommen, stellten der Käferpilot Jürgen und der Bullifahrer Max fest, dass die "zugefrorener-See-Fahrerei" ihren Autos nicht so recht bekommen war. Beide Vehikel klagten über großen Ölverlust. Jürgen kannte dieses Syndrom von seinem Käfer ja so gar nicht, war hochgradig besorgt und bastelte ohne Rücksicht auf Verluste wie wild am Käfer. Allen Hinweisen zum Trotze (was mit der menschlichen Haut passiert, wenn man -30 Grad kaltes Metall anfasst!) blieb er seiner Meinung "erst das Material, dann der Mensch" treu, mit den Folgen, dass er sich Erfrierungen an den Fingern und Händen holte.

Morgens dann in Inari, hatten wir ein wenig Kulturprogramm und trabten bei super Sonnenschein und – 28 Grad zu Fuß über den zugefrorenen Inarisee zum Samen-Museum (Samen heißen die Bewohner Lapplands). Das war den kleinen Walk mehr wie wert, aber bei den Temperaturen muss man sich ganz schön einpacken. Nach dem Museum gab es dann noch die Möglichkeit mit dem Schneemobil, auch Skidoo genannt, über den See zu fahren und verschiedene aus der Truppe nutzten auch dieses Angebot.

In Inari gabelten wir dann noch drei junge Deutsche aus Schwerin auf, jeder in der Gruppe wusste immer, wenn die Rede von den "Ofenrohrjungs" war, wer gemeint ist, denn die 3 waren allein mit ihrem Bulli undefinierbarer Bauart in dem ein Kachelofen eingebaut war, (ja, sie betrieben ihn mit Holz und Kohle!), unterwegs. Sie hatten an ihre Wärme gedacht, aber leider nicht an die nötige für ihren Motor und der streikte halt bei den Temperaturen. Wieder mal stellte Juppe sein Organisationstalent unter Beweis und gemeinsam bekamen sie das Gefährt fahrtüchtig und -willig. Schnell sahen die drei ein, dass man allein das Unternehmen Nordkap nicht schaffen kann und sie schlossen sich uns an. Nun war unser Trupp auf 9 Fahrzeuge, ein Fahrrad und 23 Personen angewachsen.

Trotz Jürgens Einsatz war die Sache mit unserem Ölverlust noch nicht aus der Welt und das Käferteam tat, wie Ilkka ihnen telefonisch geraten hatte – Öl drauf kippen und weiter! Unterwegs dann in Kaamanen sollten sie in eine Werkstatt, mitten in der lappländischen Pampa, geführt von einem deutschen Eremiten und den schockte es auch gar nicht, dass wir Sonntag nachmittags, eigentlich zur Kaffetrinkzeit bei ihm auftauchten. Fast kommentarlos verschwand er mit dem Käfer und Jürgen in der Werkstatt und fing zugleich an zu schrauben. Tür auf – Käfer, Jürgen und er rein – rums, Tür zu, als hätte dort ein Schild mit einer durchgestrichenen Frau und dem Kommentar "Wir müssen leider draußen bleiben" gestanden.

Wieder zwei Highlight´s an Hilfsbereitschaft, Max wurde über den Wirt im Inarihotel eine
Werkstatt vermittelt, die ihm half und Jürgen hatte von Juppe den Tip mit der anderen Werkstatt bekommen, bei der wir auch schon angemeldet waren und das alles am Wochenende !

Währenddessen verholten wir uns ( Gerd, Regina & Dietlind ) in das 300 mtr. entfernte Cafe `
und die sind in Finnland ja wahre Schatztruhen, außer Kaffee und Kuchen kann man dort fast alles kaufen, von neuen Ölfiltern, über Ersatzfilme für die Kamera bis hin zu heimischer Marmelade und Stoff- Elchen.

Apropos : von Stefan habe wurde ja noch gar nicht erzählt: Stefan ist Schweizer und begleitete unsere Tour auf dem Fahrrad. Ja, das war möglich! Denn Stefan war unglaublich: ich glaube er war der Einzige, der nie einen Kommentar zu den Temperaturen gab, der mit unglaublicher Fahrleistung mit uns mithielt.
Wie er das machte, nun meist fuhr er auch nachts, denn eigentlich war ihm eine Hütte mit Kamin zu warm, außerdem könnte es ja sein, dass man dann Polarlichter verpasst und so radelte und radelte er, legte sich bei Bedarf im Schlafsack unter eine Tanne und meist war er dann auch da, wo wir waren, schlug sich den Bauch voll und radelte dann weiter. Ein unglaublicher Kerl, dazu immer überaus wohlgelaunt und die Strapazen waren ihm nicht anzumerken – aber wer im Winter mit dem Fahrrad über zugefrorene Flüsse in Alaska fährt, den kann sicherlich auch Lappland nicht schocken!!

Nachdem die Öldichtungen beim Käfer gewechselt waren und es den Anschein machte, das Problem an Jürgens Kupla ( auf Finnisch = Käfer ) wäre gelöst, ging es dann endlich weiter nach Karigasniemi, wärmer war es nicht geworden, noch immer so irgendwie um - 30 Grad herum (das Thermometer zeigte es halt nicht mehr an!), aber unterwegs sahen wir mehrfach Rentiere und einmal sogar vier Elche (zwei Mütter mit ihren halbwüchsigen Kindern) und das lenkte doch ziemlich von den Temperaturen ab!




Später dann in Karigasniemi angekommen, wir hatten ein Superhotelchen, das nur für uns aufgemacht hatte und es gab galaktischen Lachssuppeneintopf und auch noch Sauna im Haus . . . wir waren wunderbar versorgt, aber der Käfer machte weiter, oder wieder, je nach Betrachtungsweise, Sorgen. Wieder kam Öl, diesmal aus anderen Quellen und Jürgen machte sich ernsthafte Gedanken, ob denn wirklich so ein kleiner Käfer für so eine Tour geschaffen ist! Schlaflos machte es ihn aber nicht, denn da gab es ja auch noch Jupe, wieder mal Jupe und sein unglaubliches Organisationstalent! Auch in Karigasniemi organisierte er eine Werkstatt mit prompter Bedienung für uns, und am nächsten Morgen, während wir Vorräte für Norwegen einkauften und Geld wechseln ging, fuhr er mit Jürgen zur Werkstatt. Diesmal war es ein vereister Ölüberdruckschlauch, eine Kleinigkeit, aber mit großer Folge. Es ging alles sehr flott und es hieß bald: Auf nach Norwegen!

Mit Norwegen kamen die Berge und die Wärme, innerhalb eines Tages wurde es um rund 20 Grad wärmer, nur noch –12 Grad!

Entlang einer Küstenstraße und bei herrlichem Licht erreichten wir Skarsvag, kurz unter dem Nordkap. Zum Licht in Lappland sei noch gesagt, : wir waren sehr überrascht, häufig hatten wir Sonnenschein und es war hell von ungefähr 9 Uhr morgens bis nachmittags um 4 Uhr. Und selbst wenn es dann Nacht wurde, es wurde nie so eine dunkle Nacht wie wir sie hier aus Deutschland kennen. Häufig war es sternenklar, am Anfang der Reise war auch noch Vollmond und der Schnee reflektierte und die Nächte waren unglaublich schön und maximal dunkelblau. So hatten wir es noch nie gesehen und es ist eindeutig viel schöner als Nächte in Deutschland. In Skarsvag bezogen wir eine große Hütte für alle und mit Selbstverpflegung. Abends machte dann wohl ziemlich jeder einen Spaziergang zum "Entenlager" auf der anderen Seite, denn mit uns sollten noch ca. 40 Enten ( 2CV) am nächsten Tag mit auf das Nordkap rauffahren.

Schnee hatten wir während der ganzen Tour, noch nie habe ich so viel Schnee in meinem Leben gesehen und in der Nacht setzte dann konstanter Schneefall ein . . . und am nächsten Morgen sollte unser Nordkaptag sein!

Aber frohen Mutes starteten wir dann zur entscheidenden Etappe: zum Nordkap rauf! Es war der 10.Februar und es wollte nicht aufhören zu schneien! Die Finnen haben so viel und so lange Schnee, aber in ihrem Wortschatz gibt es kein Wort für "schneien". Wenn es schneit, heißt es "sataa lunta"= es regnet Schnee; regnet es, heißt das "sataa vettä"=es regnet Wasser! Merkwürdig aus unserer Sicht, würde sich doch ein finnisches Wort für "schneien" echt lohnen. . . . Kleine Abschweifung, war ich doch gerade eigentlich in Norwegen und bei unserem Nordkaptag:

Die Schneefräse war gechartert und wir fuhren zur Auffahrt zum Nordkap. Es sollten nur wenige Kilometer bis zum Nordkap sein und obwohl die Schneefräse für uns vorweg fuhr, war es eine echte Expedition. Es stürmte mächtig, manchmal so viel, das wir voll im Schneenebel standen oder fuhren (ein wenig), manchmal sahen wir nichts und auf der ganzen Fahrt dort oben hin, hing ich hinter der Scheibe und dirigierte Gerd: "mehr rechts, mehr links, ist gut, geradeaus . ." . vier Augen sehen mehr als zwei, aber trotzdem und trotz der Räumung durch die Schneefräse gerieten wir in Schneeverwehungen. Hinter uns fuhren die "Ofenrohrjungs" und immer wenn die merkten, bei uns geht nichts mehr, kletterten sie aus ihrem Auto und halfen uns mit Muskelkraft und Schneeschaufeln wieder auf den richtigen Weg. Ich glaube, die anderen hatten auch so ihre Probleme, Allrad nutzt nun auch bei Nicht-sicht nicht wirklich, aber wir bekamen halt auf der Fahrt nur die Probleme des direkten Autos vor und hinter uns mit. Es dauerte ca. 1 Stunde aber alle schafften es und kamen oben an.

Wir waren da, aber es stürmte und schneite, die Sicht war bescheiden bis nicht vorhanden und die legendäre "Eisenweltkugel" die dort in ca. 30 Metern vor uns stand, konnte man in lichten Momenten sehen, aber – es war nicht hinzukommen! Meterhoher Schnee und der Sturm dazu machten es unmöglich und so standen wir hinter den runden riesigen Panoramafenstern des Nordkapgebäudes und dachten: ist das Wirklichkeit da draußen oder läuft da eine Videoanimation ab?

Die obligatorische Postkarte aus dem Urlaub wollten wir natürlich alle vom Nordkap abschicken um den Nordkapstempel zu bekommen und von Dietlind bekam ich den tollen Tip, schreib die Karten vorher, oben ist vielleicht nicht so viel Zeit für 20 Ansichtskarten, dem war dann auch so.
Also, die Post in den besagten Briefkasten eingeworfen und ein Triumpfgefühl machte sich breit, nun bekommen alle den Nordkapstempel, Pustekuchen, wie ich heute weiß, bekamen nicht nur meine diesen Stempel nicht (sondern nur den von Honnigsvag), sehr schade, aber ich habe sie wirklich dort eingeworfen!!

Aber mittlerweile waren die Enten da! Ursprünglich wollten wir den Tag mit den Enten zusammen rauf fahren (auch wegen der Kosten für den Schneeflug), aber die Enten hatten Probleme. Sie kamen ein Stück mit der Fähre und bei dem Sturm gab es Probleme mit der Entladung und so waren sie zu spät und sind dann am Tag drauf aufs Kap gefahren/gerodelt oder auch bei dem Versuch gescheitert. Später noch mal mehr dazu.

Noch ahnten wir es nicht, aber der nächste Tag sollte der Härteste werden. Ursprünglich wollten wir an der Küstenstraße zurück über Olderfjord nach Alta fahren. Noch immer war Schneesturm, aber wir starteten trotzdem – konnte doch nur besser werden! An dieser Stelle füge ich mal ein paar SMS, die Dietlind an ihre daheimgebliebenen Freunde des Veteranenclubs Münster geschickt hatte, ein. Sie geben sie doch ein ziemlich gutes Bild dieses Tages ab:

11.02.04
Rückfahrt von Skarsvag
Seht Euch einen Film über die Antarktis an und denkt Euch das wir die Pinguine sind! Seit zwei Tagen Schneesturm, wir sind trotzdem heute morgen gestartet, sitzen aber jetzt fest, eine Lawine hat 1 km vor uns die Straße verschüttet: Road closed! Warten wie es weiter geht.
Dietlind Wegmann SMS 12:35 Uhr
Die Straße bliebt gesperrt und wir mussten umkehren. 60 km pro Weg, insgesamt 7 Stunden im Käfer bei Extremschneesturm, wir haben ganz schön Nerven gelassen, sitzen jetzt in Honnigsvag fest, versuchen gerade Übernachtung zu organisieren!
Dietlind Wegmann SMS 16:18 Uhr
Weil niemand die Straße Richtung Süden passieren konnte, sind alle Betten im Ort belegt, sind jetzt in der Baptistenkirche Nordkap untergekommen, haben Spende von unserem Käferclub zusagen müssen! Wissen nicht, wann es weitergehen kann... melden uns wieder Dietlind & Jürgen.

Dietlind Wegmann SMS 18:12 Uhr.

Abends in der warmen Baptistenkirche war dann wieder alles ok. Der Pfarrer war sehr nett, alle sind zusammengerückt, sogar in dem Büro des Pfarrers wurde ein Lager für ein paar von uns aufgeschlagen. Kirsi, die nette Finnin mit dem roten Käfer hatte sogar Kuchen für alle gebacken, Dietlind stiftete Wunderkerzen und jeder sang ein Lied aus seiner Heimat und die Unsicherheit "kann es morgen weiter gehen?" wurde kurzzeitig vergessen.

Obwohl wir am nächsten Morgen wirklich früh starten sollten: Max hatte Geburtstag – und so sangen wir, noch nicht richtig wach, noch etwas gequält und der Elan war auch noch nicht voll entfaltet: "Happy Birthday to you Max" - Max nahm das Ständchen wohlwollend und dankend entgegen . . . danach ging es dann aber auch bald los . . .

Das Wetter sollte sich am frühen Morgen beruhigen und dann mittags wieder schlechter werden, so waren die Prognosen, und bereits um 8 Uhr morgens (deutsche Zeit: 7 Uhr!, dann kann man sich ja ausrechnen, um welche Zeit wir für Max sangen!) standen wir mit gepackten und vollgetankten Autos am Ortsausgang Honnigsvag und warteten . . . bekamen wir das Startzeichen und ging es diesmal gut und wir würden die kritische Strecke bis Olderfjord schaffen?? JA, und diesmal war die Fahrerei viel besser und wir fuhren an dem Tag all die "verlorenen" Kilometer über Alta bis nach Enontekiö wieder rein.

Jupe gab mächtig Gas, sollte doch abends noch einmal seine Disco sein und Party mit den Entenfahrern. Wieder entwickelte sich der Tag mit Traumsonnenschein und wir fuhren wirklich viel. Leider hatten sich im Laufe des Tages die Esten und Kirsi mit ihren Mannen und dem roten Käfer verabschiedet. Sie wollten wieder weiter östlich durch Lappland Richtung Heimat fahren und so waren wir 2 Autos weniger. Später am Tag entschloss sich dann auch Radler Stefan wieder zum Umsteigen aufs Rad. Er war zu seiner Sicherheit, wegen der Lawinengefahr in den norwegischen Bergen, etwas mit Jupe mitgefahren, aber als er wieder die flache, leicht hügelige und schneebedeckte lappländische Traumtundra sah, hielt ihn nichts mehr und er wollte wieder radeln.

Es wurde bereits wieder dunkel und noch immer waren wir unterwegs. Unterwegs in einer wunderschönen Pampa mit schneeverhangenen niedrigen Tundrabäumen und es entwickelte sich eine sternenklare Traumpolarnacht mit Traumpolarlicht! Wir hielten unterwegs an, konnten unseren Blick gar nicht vom Himmel abwenden, es wurde gar nicht richtig dunkel und das Polarlicht entwickelte sich immer mehr. Erst weiß und wabernd, dann wurde es grün, der Himmel war überzogen und man wusste gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte.

Richard und Monika, ein Bulliteam aus Österreich, bekamen Megaphotos von dem Polarlicht hin ! Während die anderen ein wenig abseits standen und völlig benommen, von dem Himmelsspektakel die Stille genossen. Mit dem Erreichen des finnischen Lapplandes waren auch wieder die Temperaturen gefallen, so um die –20 Grad, aber wir standen lange, lange draußen, mochten uns nicht losreißen von diesen Anblicken. Letztlich waren es dann aber doch die Temperaturen die uns weiterfahren ließen, weiterhin begleitet vom Polarlicht.


Spät erreichten wir Enontekiö, wieder in Finnland, und die geplante Party mit den "Enten-leuten" startete entsprechend. Ein Großteil von ihnen kam, einige brachten ihre Instrumente mit und spontan gab es ein paar Songs von der neu kreierten "Frozen-Duck-Band". Und es wurde natürlich viel erzählt. Wollten wir doch alle wissen, wie es den Enten an diesem Schneesturmtag am Nordkap ergangen war. . . . da mussten wohl ein paar getröstet werden. Die Norweger hatten überhaupt nur die auf den Weg zum Kap gelassen, die 4 Spikes + 4 Schneeketten hatten, da waren es dann nur noch 22 die überhaupt starten durften! Nach ihren Erzählungen brauchten sie 4 Stunden rauf (für die paar Kilometerchen!), einige mussten aufgeben, weil gar nichts mehr ging und letztendlich sind nur 13 oben angekommen!! Na, da hatten wir tags zuvor ja noch richtig Glück gehabt!

Gnädig hatte Jupe unsere Weiterfahrt am nächsten Tag auf 11 Uhr terminiert. Trotzdem war es eine kurze Nacht, denn 11 Uhr Abfahrt hieß ja nie um 11 Uhr ins Auto setzen und dann los.

Aber wieder war uns das Wetter hold und wir fuhren unglaublich gut und viel bis Aavasaksa, und schon hatten wir auch den Polarkreis wieder unterschritten. Aavasaksa erreichten wir in der untergehenden Sonne und Jupe hatte für uns Traumquartiere organisiert. Zu Zweit ein eigenes Holzhäuschen mit Kamin und Sauna! Nobel geht die Welt zu Grunde. Spontan gefiel und es uns allen hier so gut, dass wir geschlossen beschlossen: Hier bleiben wir einen Tag! Wir waren wieder voll im Zeitplan und so verlegten wir die Abschiedsparty unserer Arctic-Nordkap-Tour von Oulu nach Aavasaksa. Der Tag off war klasse, so viel Schnee bei milden -3 Grad und Sonne, wir sind gelaufen, gewandert, im Schnee versunken und ich machte endlich meine Skilanglaufversuche, später haben den Kamin angeschmissen, gemeinsam gekocht und erzählt . . .einfach: Es uns gut gehen lassen!


Es kam der 15.2., die restliche Gruppe löste sich auf: Max musste schon früh mit Niels starten um den passend zum Flieger nach Oulu zu bringen, Jupe und sein ausschließlich finnisch sprechender Mitstreiter hatten sich bereits tags zuvor schon auf den Weg Richtung Heimat gemacht; die Iren hatten es eilig ihren Jaguar zum "Schlachten" nach Südfinnland zu bringen, Jürgen und Dietlind wollten ja nur noch bis nach Kemi zum Snowcastle fahren und wir machten uns auf den Weg nach Rovaniemi, um mit dem Autozug nach Helsinki zu fahren.


In Helsinki angekommen, ließen wir die Reifen wieder zurücktauschen, unsere Winterreifen lagerten während der 2 Wochen kostenlos in der Reifenwerkstatt, und am Abend ging die Fähre nach Travemünde.

Einzigartig war sicherlich auch unsere Truppe, der Zusammenhalt war sehr gut und allesamt und jeder für sich waren klasse.

Dieser Reisebericht, ist entstanden nach den Schilderungen von ietlind Wegmann, denen ich unsere persönlichen Erlebnissen hinzugefügen durfte.

Ich möchte hiermit noch einmal meinen Dank für die Zustimmung von Dietlind zur Veröffentlichung auf der SAAB-Club – Seite zum Ausdruck bringen, denn sie hat viel Zeit investiert, diesen Bericht für den Veteranenclub Münster und für sich zu schreiben..


Mit dabei waren :

-Monika und Richard mit Ihrem VW-Bulli aus Wien

-Dietlind und Jürgen mit Ihrem VW Käfer von 1973 !!!

-Max und Niels, unser Gemisch aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden mit ihrem VW-Bulli

-Harry, Marc und Jonathan aus Irland mit ihrem Jaguar auf dessen letzter Fahrt vor dem Ausschlachten, die immer als Letzte im Konvoi fuhren und Jupe über WalkieTalkie verständigten, wenn mal einer nicht mitkam,

-Die drei Esten, oder besser gesagt zwei Esten und ein Russe, die trotz Sprachbarriere doch immer freundlich und hilfsbereit waren und wir uns aber bis zum heutigen Tage fragen, wie die in ihr Auto gekommen sind, waren doch alle drei Bäume von Männern und dann dieses kleine Autochen (irgendwie eine russische Ausgabe von einem Wartburg, auf jeder Fall war er kleiner als unser Käfer)

-Kirsi und ihre Mannen aus Finnland mit der roten Käferdame Destiny, auch immer sehr freundlich und bemüht um die Völkerverständigung – Kirsi, sag Bescheid, wenn sich in 9 Monaten was tut – eine Nacht standen ihre Destiny und unser Oskar nah beieinander und Kirsi hatte so ihre Bedenken !!

-Stefan, unser einziger mit Tee vorgewärmtem Motor der Tour, mit nur _ PS und 2 Reifen und trotzdem hielt er immer mit; unerschütterlich, unbeirrbar, unschlagbar, unglaublich!!!

-Die drei Ofenrohrjungs aus Schwerin, Guido und seine Mannen, etwas blauäugig, dafür aber immer sehr tatkräftig,

-Tja, und last, but not least: der Wichtigste, der Chef der Truppe, Spitzencheforganisator, immer ansprechbar, immer mit einer Idee, immer hilfsbereit und immer da: Jupe! Großes Lob und superdickes Danke an ihn!!

Auf jeden Fall auch immer gedanklich und dem Handy dabei: gleichberechtigter Cheforganisator mit keinesfalls minderen Qualitäten wie Jupe, aber dem Pechvogel, dem der Chef den Urlaub strich: Ilkka! Lob, gleicher Größenordnung auch an ihn! Verbunden mit der Bitte, nach dem Lesen dieses Berichtes und der Hymnen auf Eure Personen, doch Jupe das Wichtigste zu übersetzen!!

Jeder der diesen Bericht nun gelesen hat und der mal den Gedanken an eine Arktis-Winter-Nordkap-Tour verschwendet hat, dem kann ich nur sagen: wenn die Beiden es organisieren, könnt ihr getrost mitfahren!!


Mir bleibt: Ein herzliches "näkemiin" und "kiitos" an die Finnen, ein herzliches "Good bye" und "Thank you" an alle die, dessen Englisch auch besser als das Finnisch ist und ein herzliches "Auf Wiedersehen" und "vielen Dank" an die Meinen Deutschsprachigen . . .

Regina und Gerd Augustin