Konsequenzen aus den weltweit größten Tests für Rostschutzmittel
von Gerd Cordes

Saab-Klassiker müssen nicht wegrosten
Gut, alles klar! Dieser Artikel ist schon fast unverschämt lang. Und nicht nur das: Zu allem Überfluss hat der Autor den Text auch noch in der Ich-Form verfasst und auf bunte Fotos mit schönen Saabs ganz verzichtet. Statt schönen Saabs auf grünem Rasen gibt´s hier jede Menge Fotos von durchgerostetem Stahlblech.

Sorry dafür, aber es ging nicht anders: Dieser Artikel ist nicht nur ein persönlicher Saab-Erfahrungsbericht, die Geschichte die ich hier erzählen möchte, ist die Geschichte von der Entstehung der weltweit größten Tests zum Thema Rostschutz und die Geschichte von 20 Jahren intensiver Forschung.

Wer jetzt einfach nur kurz und knapp zusammengefasst nachlesen möchte, was wirklich gegen Rost hilft, der kann sich also mit den letzten Zeilen begnügen und Zeit sparen.

Wer seinen Saab aber wirklich liebt-und vielleicht seinen Enkeln irdendwann einmal erzählen möchte, warum sein ungewöhnlich schönes schwedisches Auto immer noch nicht weggerostet ist-der will jetzt alles wissen und liest eh weiter.

Rost-Schock auch bei Schwedenstahl
 
Obwohl die schwedische Autohersteller dafür bekannt sind, dass sie sich beim Korrosionsschutz weit mehr Mühe geben als andere, kann die Liebe zum Saab nach rund zehn Jahren einen ersten Knacks bekommen. Denn spätestens jetzt zeigt sich irgendwo am Wagen Rost. Die anfälligen Ecken und Kanten müssen an dieser Stelle nicht aufgezählt werden. Wer wie ich einen Saab 900 hat oder hatte, der kennt sie oder wird sie bald kennen lernen.

Wer einen bislang noch nicht angerosteten Wagen besitzt, sollte einmal auf einen Schrottplatz gehen und in der Saab-Ecke bummeln. Hier habe ich schon Menschen getroffen, denen es wegen der schweren Rostschäden an aufeinander gestapelten 900ern spontan Tränen in die Augen getrieben hat.


Auch Schwedenstahl ist vergänglich

Echte Schockkuren habe ich auch schon einigen unverbesserlichen Cabrio-Besitzern verpasst, die immer noch behaupten, dass alle Autos rosten, nur ihr glänzender und perfekt gepflegter Garagenwagen eben nicht.

Ein schneller Blick in ganz bestimmte Hohlräume mit meinem Endoskop und aus solchen Besserwissern wurden verschreckte Angsthasen, die nie mehr bei hoher Luftfeuchtigkeit (geschweige denn bei Regen) gefahren sind.

Doch jetzt erst einmal langsam und eines nach dem anderen.

Zuerst muss an dieser Stelle geklärt werden, warum Feuchtigkeit überhaupt ein so großes Problem für unserer Autos ist-oder ganz einfach gefragt: „Warum rosten Autos überhaupt?“

Durchrostungen an den verschiedensten Stellen und immer die gleiche Ursache
Das wichtigste zuerst: Autos mit selbsttragender Karosserie rosten von innen nach außen. Deshalb ist ein gut gepflegtes Garagen-Auto mit glänzendem Lack nicht automatisch rostfrei, da die Oxidation zuerst meist nur da stattfindet, wo sie unsichtbar ist: In den Hohlräumen.


Regal ob Laternenparker oder Garagenwagen, früher oder später erwischt der Rost sie alle! Bei diesem 18 Jahre alten Garagenwagen mussten Karosseriebauer einen Monat schweißen

Ob ein Auto regelmäßig gewaschen wird oder nicht, ist also nicht unbedingt entscheidend. Über die Lebensdauer des Autos wird in den engen und verwinkelten Hohlräumen entschieden. Zum einen sind sie werksseitig meist nur schlecht geschützt und zum anderen sammelt sich hier ein gefährlicher Cocktail aus Dreck, Kondenswasser und Salz. Auch in relativ trockenen Garagen entsteht bedingt durch Temperaturschwankungen in den Hohlräumen mal mehr und mal weniger Kondenswasser. Das Wasser läuft an den senkrechten Blechen ab und sammelt sich unten im Hohlraum.

Erster Versuch...
Zurück zu meiner eigenen Leidensgeschichte. Sie begann Anfang der achtziger Jahre während meiner Mechaniker-Lehre als ich achtzehn war. Schon damals bereitete mir das Thema Rostschutz heftige Kopfschmerzen. Über einen Zeitraum von drei Jahren hatte ich an den Wochenenden einen eigentlich schrottreifen 1968er Fiat 850 Spider restauriert.


Mein erstes Restaurationsprojekt: Welche Schäden Rost wirklich anrichten kann, wurde mir bei diesem Fiat klar

Da ich nach dem Schweißen für die Konservierung der von innen immer noch angerosteten Hohlräume nicht irgend ein Mittel nehmen wollte, hatte ich damit begonnen, unzählige Produkte einzukaufen und zu testen.
Über den Winter wurden von innen sandgestrahlte und durchlöcherte Blechdosen in den Garten gestellt. Die auf dem Markt erhältlichen verschiedenen Hohlraumkonservierungsmittel wurden streng nach Herstellerangaben in die von innen schon leicht angerosteten Dosen gespritzt.

...und erste Enttäuschung!
Beim Öffnen der Dosen im Frühjahr war die Enttäuschung groß. Auch die durch Anzeigen in Fachzeitschriften bekannt gewordenen Markenprodukte auf Wachsbasis konnten auf dem angerosteten Blech nicht überzeugen. Meine Vermutung schon damals: Weil die lösemittelhaltigen Wachse nach kurzer Zeit so stark austrocknen, dass sie rissig werden und an einigen Stellen aufplatzen, kann Kondenswasser bis aufs Blech durchdringen.

Nichts also für Gebrauchtwagen und schon gar nicht für meinen alten Fiat. Trotz der mittlerweile abgeschlossenen Restauration waren die Hohlräume von innen immer noch unbehandelt und rosteten munter weiter. Ich hatte mir fest vorgenommen, den Wagen erst zu lackieren, wenn ich einen perfekten Schutz für die von innen und auch außen angerostete Karosserie gefunden habe. Die Suche nach einem Rezept gegen die braune Pest dauerte jedoch länger als die Restauration selbst. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als den Wagen jahrelang so zu fahren, wie er nun mal eben war: Unfertig und ziemlich bunt!


Bewährungsprobe: Mit dem fertig geschweißten aber noch unlackierten Fiat bin ich quer durch Europa gefahren. Dieses Foto ist z. B. Mitte der achtziger Jahre auf einem Gebirgspass auf Korsika entstanden

Öl gegen Rost...?

Da die mir bekannten Hohlraumwachse nach meinen ersten Erkenntnissen offensichtlich nur bei neuen, d. h. rostfreien Autos für einige wenige Jahre wirklich schützen, begann ich mit zweckentfremdeten Ölen zu experimentieren. Im Vergleich zu den Wachsen haben sie auf den ersten Blick Vorteile: Sie sind relativ kriechfähig und dringen schnell in die Blechfalze ein. Besonders die dünnflüssigen Öle wandern sogar gegen die Schwerkraft in den Spalten nach oben und schützen dort vor Rost. Außerdem enthalten sie meist keine Lösemittel und trocknen deshalb nicht aus.

Doch schon nach einigen Wintermonaten zeigte sich bei meinen Testdosen im Garten, dass auch die Öle nicht perfekt sind. Durch das in den Blechdosen immer wieder aufs neue entstehende Kondenswasser wurden sie langsam aber sicher ausgewaschen. Im Frühjahr kam das böse Erwachen.

Beim Öffnen der rostigen und innen immer noch feuchten Dosen, zeigte sich jetzt auch, wie praxisnah meine Testbedingungen waren: Der Anblick kam mir bekannt vor. Ähnlich dauerfeuchte und rostige Hohlräume hatte ich bei meinem Fiat sogar im Hochsommer gesehen. 

Es galt jetzt also Mittel zu finden, die die Vorteile von Hohlraumwachsen (dicke und stabile Schutzschicht) und Ölen (hohe Kriechfähigkeit) vereinen, ohne im Laufe der Zeit spröde zu werden. Gleichzeitig durften sie natürlich nicht abtropfen.

...oder vielleicht besser selbstgemixtes Fett?

Auch Versuche mit selbstgemischten Schmierfetten, die vor der Verarbeitung durch Erhitzen verflüssigt werden, waren letztendlich nicht erfolgreich. Das nach dem Einspritzen erstarrte Fett entwickelte bei Hitze im Sommer zwar eine relativ hohe Kriechfähigkeit, letztendlich war meine erste selbstgemixte Fettmixtur aber dennoch kein wirklicher Erfolg.
Der Grund für das Scheitern war einfach aber dennoch niederschmetternd: Sobald die Dosen von der Sonne erwärmt wurden, rutschen meine Fettmixturen am senkrechten Blech ab. Somit war mein erstes selbstgemixtes Fett auch nicht besser als die anderen Rostschutzfette, die schon seit Jahren auf dem Markt waren. An warmen und senkrechten Blechen rutschten selbst die auf dem Markt etablierten Fettprodukte ab. Auch spätere „Dauer-Testsieger“ verstopften so auf Dauer die Ablauflöcher für`s Kondenswasser. Meine Erkenntnis damals: Ohne deutlich verbesserte Haftung am Blech und ohne spezielle Additive, die in Ihrer Wirkung auf einander abgestimmt sind, komme ich mit selbstgemischten Fetten nicht ans Ziel.

Erster unfreiwilliger Kontakt mit der Wissenschaft

Kurz nach dem Abitur, d. h. Ende der achtziger Jahre begann ich meinen Zivildienst an der Uni in Oldenburg im Fachbereich Chemie. Obwohl ich zuerst nicht besonders motiviert war, wurde der unfreiwillig angetretene Job für mich zu einem echten Glücksfall. Mein Chef, er war Chemie-Professor und Leiter des Fachbereichs, hatte wie ich ein ganz besonderes Hobby, er liebte Oldtimer. Nach kurzer Zeit hatten wir erkannt, dass wir nicht nur eine gemeinsame Leidenschaft, sondern auch einen gemeinsamen Feind hatten: Den Rost!
Genauso wie ich, war auch er nach jahrelangen Versuchen mit seinem alten Citroen DS und einem ausrangierten Bundeswehr-Kübelwagen zu der Erkenntnis gelangt, dass die auf dem Markt befindlichen Rostumwandler und Wachse für den Hohlraumschutz von alten Autos nur bedingt beeignet sind.

Noch als Zivi kaufte ich mir dann mein erstes schwedisches Auto, einen arg mitgenommenen Saab 90. Schon bei den ersten, damals noch im Garten durchgeführten, Reparaturen wurde mir klar, dass die Autos mit einer besonders langlebigen Technik ausgestattet sind. Einziger Schwachpunkt war auch hier die Karosserie, d. h. der mangelhafte und zeitlich begrenzte Korrosionsschutz. Von der Qualität der Autos war ich aber dennoch begeistert. So ein Auto wollte ich schon damals immer haben: Wenn der Rost nicht wär, würde der Schwedenstahl vielleicht wirklich ewig halten!

Wie wichtig der Kontakt mit der Uni in Oldenburg war, sollte jedoch erst viele Jahre später klar werden...

Schrott-Saabs im Garten der Land-WG

Anfang der neunziger Jahre, mittlerweile war ich Student, wurde aus der leichten Schweden-Schwäche dann endgültig eine echte Saab-Leidenschaft. Das Objekt der Begierde war ab jetzt der Saab 900. Fortan stand in meinem Garten mindestens ein alter durchgerosteter Saab zum Ausschlachten. Bei den Treffen vom Saab Club war ich Stammgast und in der Mitgliederzeitschrift „Saabine“ erschien ein erster Artikel von mir zum Thema "Rostschutz beim Saab 900".

Erster großer Test für ein TV-Oldtimermagazin

Mitte der neunziger Jahre, als ich mich nach dem Studium als Journalist etabliert hatte, begann ich mit den Vorbereitungen für einen neuen Test: Für das TV-Magazin "Faszination Oldtimer" sollten 15 Rostschutzmittel für Autohohlräume geprüft werden. Obwohl die bei den Testvorbereitungen anwesenden Industrievertreter Bedenken anmeldeten und später sogar protestierten, bestanden die Redaktion und ich als verantwortlicher Autor und Tester darauf, dass die Testbehälter wie auch bei Gebrauchtwagen von innen bereits angerostet waren. Wir wollten realitätsnahe Prüfbedingungen.

Damit die Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten besser sichtbar werden, ließ ich die Dosen nach der Behandlung mit den einzelnen Mitteln dieses Mal gleich anderthalb Jahre im feuchten Gras stehen.
Am Beispiel meines alten Fiats, der im Film „mitspielen“ durfte, zeigten wir den Zuschauern im Fernsehbeitrag auch, wie ein dreißig Jahre alter Oldtimer von innen aussieht.
Mit einem flexiblen Video-Endoskop untersuchten wir alle vom Rost angegriffenen Bereiche.


Ein flexibles Endoskop mit Videokopf: Mit dieser Technik gelingen überraschende Einblicke

Das umgerechnet rund 20.000 Euro teure Gerät hatten wir uns für den Dreh extra direkt bei Storz in Tuttlingen ausgeliehen. Mit flexiblen Video-Endoskopen dieser Bauart kann man gestochen scharfe Filme in Hohlräumen drehen!

Vor laufender Kamera untersuchten wir einige weitere Oldtimer und wurden überall fündig. Das anderthalb Meter lange Endoskop zeigte uns und den Zuschauern, was passieren kann, wenn die falschen Rostschutzmittel verwendet werden: Fingerdicke und oft seit Jahren ausgetrocknete Wachsschichten in den unteren Bereichen der Hohlräume hatten sich hier mit Laubresten, Sand und Straßendreck vermischt. Ideale Bedingungen für Rost also, weil Feuchtigkeit lange gespeichert wird.


Abgeplatztes und unterrostetes Hohlraumwachs im Schweller

Das Ergebnis nach 18 Monaten Wettrosten im feuchten Gras war wieder eher unbefriedigend: Nur wenige der bekannten Markenprodukte konnten das Weiterrosten der angerosteten Testbehälter wirklich verhindern. Schon damals, d. h. im Jahr 1996 zeichnete ab, dass die Korrosionsschutzfette den besten Schutz bieten. Sie hatten zwar den alten und bekannten Nachteil an senkrechten Blechen abzurutschen, boten aber dennoch den eindeutig besten Schutz. Angespornt durch meine neuesten Erkenntnisse versuchte ich parallel zu den Tests immer wieder, meine eigenen Mixturen in Bezug auf die Haftung am Blech zu verbessern.

Anforderungen an Rostschutzmittel für Autohohlräume
Bei diesem noch recht einfachen Test Mitte der neunziger Jahre wurde auch deutlich, welche erschwerten Anforderungen ein Korrosionsschutzmittel für bereits angerostete Gebrauchtwagen wirklich erfüllen muss:
-hohe Kriechfähigkeit auch da, wo die Bleche aufeinander liegen, d. h. in Blechfalzen und Spalten
-keine Rissbildung und Standfestigkeit der Schutzschicht über Jahre
-Haftfähigkeit an senkrechten Blechen auch bei Hitze im Sommer
-und das wichtigste: rosthemmende Wirkung auch auf bereits angerostetem Blech

Länger, größer, besser: Zwei neue Tests für den ARD Ratgeber Technik
und Auto Bild
Mit meinen Rosttests als Referenz im Gepäck bewarb ich mich dann 1997 beim NDR und bei Auto Bild als Filmautor und Testredakteur. Das alte Thema ließ mich immer noch nicht los.

Für den beim NDR in Hamburg produzierten ARD Ratgeber Technik startete ich einen Test über die Wirksamkeit von Grundierungen, Rostschutzmitteln und Rostumwandlern. Die bei dieser Prüfung auf bereits angerostetem Blech getesteten Produkte waren sowohl für Heimwerker, als auch für`s Auto gedacht.


Testaufbau für den ARD Ratgeber Technik: Die in wochenlanger Arbeit selbst angefertigten und beschichteten Prüfbleche auf dem Wetterstand in Dresden

Zeitgleich bereitete ich für Auto Bild ein weiteres Projekt vor. Dieses Mal ging es wieder ausschließlich um das Thema Auto: "Hohlraumkonservierungen für Gebrauchtwagen im Test".


Auszug aus Auto Bild: Der Aufbau der Testkästen ist einem Schweller nachempfunden

Kompetente Partner für die beiden größten und aufwändigsten Tests aller Zeiten

Schon kurz nach der Vorankündigung der Tests bekam ich einen Anruf aus Berlin vom Bundesamt für Materialforschung und Materialprüfung (BAM). In Sachen Metall und Technik ist das Amt aus Berlin so etwas wie die oberste Prüfbehörde Deutschlands. Der Leiter der Abteilung Korrosionsschutz bekundete starkes Interesse an meinen Tests. Die Verwendung bereits angerosteter Bleche wurde ausdrücklich begrüßt: "Endlich einmal eine Prüfung unter Praxisbedingungen!". Eine enge Zusammenarbeit wurde verabredet.

Für den Test mit Rostschutzgrundierungen konnte ich in Sachsen einen weiteren kompetenten Partner gewinnen: Das international renommierte „Institut für Korrosionsschutz in Dresden“ hatte einer Zusammenarbeit zugestimmt. Immer wieder reiste ich in den kommenden 18 Monaten für den ARD Ratgeber Technik nach Dresden. Allein für die Anfertigung und Beschichtung der 100 Prüfbleche in der Werkstatt des Prüfinstituts brauchte ich über zwei Wochen...!

Für den parallel laufenden Auto Bild-Test konnte ich meine alten Kontakte zur Universität in Oldenburg wieder aufleben lassen. Auch der Fachbereich Chemie konnte als Test-Partner gewonnen. Der Leiter der mechanischen Werkstatt, den ich noch aus längst vergangenen Zivi-Tagen kannte, baute mit mir die rund 70 Testkästen. Fast wie damals Ende der achtziger Jahre arbeiteten wir wieder Hand in Hand in seiner Werkstatt im Fachbereich Chemie. Insgesamt 20 Produkte nahmen am Test teil. Um Zufallsergebnisse auszuschließen, gab es für jedes Mittel gleich drei Testkästen, die später im Jahresabstand geöffnet werden sollten.


Fernsehdreh mit Auto Bild Testkasten an der Uni in Oldenburg

Praxisnahe Prüfbedingungen

Der Test für Auto Bild an der Oldenburger Universität sollte endlich Klarheit bringen: Was kann man als Besitzer eines Gebrauchtwagens nachträglich tun, um den Rostfraß in den Hohlräumen wirkungsvoll zu stoppen? Welche Mittel und Systeme helfen weiter? Fette, Wachse oder vielleicht sogar einige der neu auf den Markt gekommenen Rostumwandler?

Die Testbedingungen waren hart aber praxisnah: Die einem Autoschweller nachempfundenen Prüfbehälter waren rund 60 cm lang und von innen bereits leicht angerostet. Ein wichtiger Unterschied zu den Tests vorher: Im Winter wurde in regelmäßigen Abständen eine vierprozentige Salzlösung in die Testkästen gesprüht. Der Salzsprühnebel sorgte für autobahnähnliche Verhältnisse auf unser Testwiese in Oldenburg.


Wettrosten auf der Testwiese für Auto Bild

Im Laufe der drei Jahre, in denen die Testkästen auf der Wiese standen, verfasste ich diverse Artikel zum Thema. Regelmäßig fuhr ich mit Kollegen von Auto Bild zur Uni nach Oldenburg. Mal einfach nur, um mit dem Endoskop einen Blick ins Innere der Kästen zu werfen, mal um einen ganzen "Jahrgang", d.h. 20 Stück, abzubauen und zur Auswertung mit nach Hamburg zu nehmen. Wieder einmal erwies sich ein geliehenes Video-Endoskop als wertvoller Helfer. Schon lange bevor sich der Rost nach außen durchgefressen hatte, konnte das Ausmaß der Schäden so erkannt werden.

Parallel zu den Tests forschte ich weiter an meinen eigenen Rostschutzmitteln. Ein weiterer Schwerpunkt neben der Haftung an senkrechten Blechen lag jetzt beim Thema Gummiverträglichkeit. Bei den Test hatte ich erkannt, dass viele der ölhaltigen Produkte, d. h. auch die Fette, schon nach kurzer Zeit Gummis zerstören können. Bei Autos, sind so z. B. im unteren Bereich der Türen die Dichtungen gefährdet. Bei meinen eigenen Mitteln durfte das natürlich nicht passieren!


Die Tür eines Saab 900: Wenn das falsche Rostschutzfett verwendet wird, leidet früher oder später die untere Gummidichtung

Die Ergebnisse:

Im Jahr 2001 war es dann endlich soweit, die Bewitterung der Prüfbleche und Testbehälter für den ARD Ratgeber Technik und Auto Bild konnte beendet werden.

Zusammen mit den Wissenschaftlern der beteiligten Prüfinstitute und in enger Zusammenarbeit mit der BAM, der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung in Berlin, wurden die Tests ausgewertet. In den Medien war die Nachfrage nach meinen aus den Tests gewonnenen Erkenntnissen ausgesprochen groß, da es bislang keine vergleichbaren Untersuchungen gegeben hatte. Sowohl für den ARD Ratgeber Technik, als auch für Auto Bild und andere Zeitschriften, wie z. B. „Selber machen“ habe ich damals eine ganze Reihe von TV-Beiträgen und Artikeln produziert.

Die Ergebnisse der Languntersuchungen waren in beiden Fällen eindeutig.

Der Test für den ARD Ratgeber Technik: Erste Überraschung bei der Auswertung

Für die Rostschutzgrundierungen und für die sogenannten Rostumwandler hatte in Dresden die Stunde der Wahrheit zuerst geschlagen. Bei der Auswertung des Tests am Institut für Korrosionsschutz kamen wir zu überraschenden und dennoch eindeutigen Ergebnissen. Die schlechte Nachricht zuerst: Viele der wasserlöslichen Rostschutzgrundierungen und auch die Rostumwandler vielen durch. Hier hatte der Rost eindeutig gesiegt. Die Beschichtungen platzen ab und konnten sich auf den bereits angerosteten Testblechen nicht halten.
Deutlich besser waren die konventionellen Grundierungen auf Kunstharzbasis, weil sie auch nach 18 Monaten auf dem Wetterstand immer noch gut auf dem Blech hafteten.

Testergebnis: Gruppe 1, gute rosthemmende Wirkung (L = lösemittelhaltig)

-Kreidezeit Rostschutzfarbe (L, Ökoprodukt)
-Streich mit Anti Rost (L)
-Krautol Metallgrund (L)
-Aglaia Rostschutzfarbe (L, Ökoprodukt)
-Bahr Meisterklasse Rostschutzgrund (L)
-Genius Rostschutz Haftgrund (L)

Für eine echte Überraschung sorgte ein Produkt aus dem Öko- und Bio-Baumarkt: Die Rostschutzgrundierung von der Firma Kreidezeit. Sie hatte sich auch nach anderthalb Jahren noch nicht vom vorher bereits angerosteten Blech gelöst und war immer noch elastisch. Bei der Auswertung stand Kreidezeit ganz oben in der ersten Gruppe von Produkten mit guter rosthemmender Wirkung.

Das gute Abschneiden von Kreidezeit hat eine einfache Ursache: Zum Einsatz kommen uralte, d. h. bewährte und jetzt aber modifizierte Mixturen aus dem 19. Jahrhundert. Mit ähnlichen Mixturen wurden so schon vor über 100 Jahren Eisenbahnbrücken und z. B. der Eifelturm in Paris dauerhaft geschützt. Zum einen werden als Bindemittel bestimmte Öle, wie z. B. Leinöl eingesetzt, zum anderen wird auf den Einsatz moderner und schnell verdunstender Lösemittel ganz verzichtet. Das im Vergleich zu vielen Konkurrenzprodukten sehr umweltfreundliche Konzept hat den eindeutigen Vorteil, dass die Beschichtung auch nach Jahren nicht austrocknet. Eine besondere Eigenschaft sollte an dieser Stelle aber nicht verschwiegen werden: Da sie nicht komplett durchhärten, können die Öko-Farben die von Kreidezeit und Aglaia (Platz 4) nicht mit konventionellen Deckanstrichen überlackiert werden. Bei unseren Saabs können sie deshalb leider nur in nicht sichtbaren Bereichen eingesetzt werden. Ideal sind Produkte wie Kreidezeit aber für Heimwerker, z. B. im Garten.

Zweite Überraschung beim Auto Bild-Test

Beim Auto Bild-Test zum Thema Hohlraumschutz gingen die Plätze 1 und 2 an ebenfalls unkonventionelle Produkte ohne moderne Lösemittel. Die Korrosionsschutzfette von Michael Sander (Mike Sander´s Hohlraumfett) und Dirk Mönnich (Siegafett) konnten sich deutlich von den anderen Produkten absetzen. Beide Mittel kommen aus relativ kleinen Handwerksbetrieben. Abgeschlagen aber immer noch durchaus brauchbar für bestimmte Anwendungen bei relativ neuen Auto ohne starken Hohlraumrost waren lediglich das Hohlraumwachs von Teroson und das in der Szene bekannte Waxoil aus England.

Die meisten anderen mit Marken-Wachsen, Ölen und Rostumwandlern behandelten Testkästen waren von innen so stark verrostet, dass sie beim Anheben knirschten. Einige fielen beim Zerlegen sogar auseinander.



Jede Menge Blattrost, hier glücklicherweise aber nicht aus einem Saab-Schweller, sondern aus den Auto Bild Testkästen

Konsequenzen für die Entwicklung eigener Produkte

Obwohl ich mittlerweile als TV- und Print-Journalist etabliert war und deshalb einen vollen Terminplan hatte, ließ mich das Rost-Thema Ende der neunziger Jahre nicht mehr los. Die Erfahrungen aus den Tests hatten mich bei der Entwicklung meines eigenen Rostschutzsystems entscheidend voran gebracht. Nach selbst durchgeführten und langwierigen Testreihen war es mir jetzt endlich gelungen, u. a. Fette herzustellen, die sowohl an senkrechten Blechen haften, als auch gummiverträglich sind- eindeutige Vorteile also sogar gegenüber den Produkten, die beim Auto Bild Test ganz oben standen.

Mit Hilfe meiner mittlerweile sehr ausgereiften Test- und Prüfmethoden konnte jetzt also endlich „noch einen drauflegen“. Bei den Eigenentwicklungen kommen u. a. mehrere unterschiedlich dicke und kriechfähige Fette zum Einsatz.
Unter anderem durch das spezielle Verarbeitungsverfahren hält der Korrosionsschutz im Hohlraum und auch am Unterboden so nicht nur deutlich länger, es tropft auch im Sommer längst nicht mehr so viel Material ab.

Doch nicht nur das, zeitgleich begann ich Langzeittests mit eigenen Grundierungen und Rostversieglern. Das Ziel schon damals: Eigene Produkte und ein eigenes System gegen Rost!

2004: Gründung von TimeMAX

Jetzt endlich wusste ich, das ich schon damals als Lehrling mit meinen selbst gemischten und lösemittelfreien Fetten auf dem richtigen Weg war.
Wie damals in meiner Studentenzeit in Münster wurden Fragen dieser Art wieder häufiger: „Gerd, ich weiß Du hast keine Zeit, aber kümmer` Dich bitte um meinen Saab, der darf auf gar keinen Fall rosten...!“

Der Rest dieser Geschichte ist jetzt nicht mehr allein meine Story vom ewigen Kampf gegen den Rost, sondern mittlerweile auch die meiner Firma und meiner Mitarbeiter, denn im Jahr 2004 haben wir mit vereinten Kräften „TimeMAX“ gegründet-ein Kfz-Spezialbetrieb für Endoskopie, Trockeneisstrahlen, Rostschutz und Karosseriebau.

Wie der Name TimeMAX schon sagt, haben wir das erklärte Ziel das Leben von liebgewonnene und kostbaren Autos zu verlängern, d. h. ihre „Zeit zu maximieren“.

Korrosionsschutz ist hierbei nur ein Teil unseres Langzeitkonzeptes.

Zuerst wird der Wagen im Beisein des Kunden rund zwei Stunden gründlich durchgecheckt und mit einem (mittlerweile eigenen!) Video-Endoskop untersucht. Mit einem digitalen Schichtdickenmessgerät wird nach Spachtel und verborgenem Rost gesucht. Alle schadhaften Stellen der Karosserie werden erfasst, fotografiert und durchnummeriert.


Beispiel für einen Schaden an älteren Cabrios


Scheinbar unerklärliche Rostblasen am Seitenteil


Die Ursache finden wir, wenn wir hier unser Video-Endoskop einführen


Um die große Blechfläche zu stabilisieren, wurde im Werk von innen ein U-Profil eingeschweißt. Der hier konstruktionsbedingt entstandene Rost kann nachträglich durch das TimeMAX-System wirksam gestoppt werden

Die Fotos von den Schäden werden zweimal auf CD gebrannt, einmal für unser Archiv und einmal für den Kunden. Für jeden Rostschaden in den Hohlräumen und an der Karosserie wird ein Plan erstellt: „Reicht der bewährte TimeMAX-Korrosionsschutz von innen oder müssen wir schweißen..., kann der alte rissige Unterbodenschutz draufbleiben oder müssen wir den Unterboden vielleicht doch mit Trockeneis abstrahlen?“



Kompressor und Coldjet-Strahlgerät in der TimeMAX-Werkstatt in Hamburg: Laut Fachpresse die wahrscheinlich modernste und leistungsstärkste Strahlanlage Deutschlands

Wiederum im direkten Kontakt mit dem Besitzer wird ein Behandlungsplan erstellt, der das Ziel hat, den Wagen so zu behandeln, dass er noch sehr lange auf der Straße bleibt. Sorgfalt ist das oberste Gebot: Da alle Arbeitsschritte vom jeweiligen Mechaniker dokumentiert und fotografiert wird, sind „Husch“ oder „Pfusch“ bei uns Fremdwörter, denn die Mitarbeiter haben durch diese sehr genaue Arbeitsweise eine besondere Beziehung zur eigenen Arbeit entwickelt. Sie wissen nicht nur, dass die Arbeit lange halten sollen-sie wollen es auch!
Alle Arbeiten sind auf extreme Haltbarkeit ausgelegt, denn nach Abschluss aller Tätigkeiten bekommt der Kunde unser „20-Jahre-Scheckheft“gegen Durchrostung ausgehändigt. In jedem Scheckheft unterschreibt der jeweilige Mechaniker selbst, wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind.

Dieser Langzeitschutz funktioniert nicht nur deshalb, weil die Schweißarbeiten sehr sorgfältig „auf Stoß“ durchgeführt werden und weil der TimeMAX-Korrosionsschutz außergewöhnlich wirksam ist, sondern auch, weil alle bereits vorhandenen Schäden schriftlich und fotografisch erfasst sind. Nach zwei bis vier Jahren, je nach Zustand des Wagens, kommt der Kunde mit seinem TimeMAX-Scheckheft und der dazugehörigen Foto-CD zu uns in die Werkstatt zur Nachuntersuchung.



Oft kann der Wagen erst nach der Trockeneis-Reinigung beurteilt werden. Gibt es Rost unter dem Unterbodenschutz?

Unsere Arbeitsweise hat sich schnell rumgesprochen. Waren es zuerst „nur“ Autos aus Hamburg und Norddeutschland um die wir uns gekümmert haben, kamen die Kunden schnell auch aus dem Süden, hier vor allem aus der Schweiz und aus Österreich. Einige legen die oft mehr als 1000 Kilometer schon allein deshalb zurück, weil der Wagen bei uns mit Trockeneis gestrahlt werden soll.

Mittlerweile haben wir unser System patentrechtlich schützen lassen und arbeiten nicht mehr „nur“ an Autos. Beispiele für größere Aufträge aus der Industrie und von Kommunen:


Rostschutz für den Neubau einer Stadthalle in Hamburg


Auftrag für Blohm und Voss in Hamburg: Rostschutz im Schiffbau, hier bei einer 88-Meter-Großyacht


Beratung für ein Korrosionsschutz-Konzept bei einem Hersteller von Feuerwehr-LKW in Südeuropa


Salzwasserfester Korrosionsschutz für Bauteile einer Seewasserentsalzungsanlage in Dubai

Doch jetzt weg mit der an dieser Stelle schon fast nach Eigenlob klingenden Autobiografie und noch einmal kurz zum Wesentlichen: Zu den Saabs, die nicht wegrosten dürfen.

Wie wir alle wissen, wurden die letzten 900er der alten Baureihe 1993 ausgeliefert. Wie wir immer wieder bei unseren endoskopischen Untersuchungen und leider auch bei Schweißarbeiten gesehen haben, sind die Hohlräume der Autos nackt und fast ungeschützt. Eine systematisch aufgebrachte Schutzbeschichtung gab es entgegen anders lautender Behauptungen ab Werk bei den Saab 900 nicht. Das bei der Herstellung nur partiell eingesprühte Wachs ist längst nicht mehr wirksam, weil es ausgetrocknet ist. Die Autos sind genauso empfindlich gegen Feuchtigkeit wie alle anderen auch und rosten an den unmöglichsten Stellen von innen nach außen durch.


Saab 900 Cabrio, Schwachstelle Scheibenrahme unten


Rostiger Stahl im Scheibenrahmen, sichtbar gemacht durch unser Video-Endoskop. In den mit roten Pfeilen gekennzeichneten Spalten zwischen dem Außenblech und dem innen liegenden Stabilisierungsrohr kann es unten am Scheibenrahmen sogar zu Durchrostungen kommen

Dass das zerstörerische Werk bei den Schweden etwas länger dauert, als bei anderen Herstellern, liegt an den etwas dickeren Blechen und an der guten Verarbeitung. Die Folgen der Korrosion, d. h. die unwiederbringliche Zerstörung der Blechsubstanz, sind aber die gleichen wie bei allen anderen Fahrzeugen auch.

Ob wir es nun wahrhaben wollen oder nicht, unsere 900er sind also nicht nur wegen des ungewöhnlichen Designs schon fast schon fast „echte Oldtimer.
Sie brauchen besonderen Schutz, damit sie überleben!

Weitere umfassende Informationen zur Wirkungsweise des Systems finden sich auf unserer Internetseite: www.timemax.de. Als Einstiegskapitel empfehle ich die Kapitel „Rostschutz“ und „Wir über uns“. Hier sind auch Stimmen und Bewertungen aus der Presse über uns aufgeführt. Einige Beispiele:

Oldtimer Markt (Nr. 1/2006):
"...das vielleicht beste Rostschutzsystem,...so hält ihr Auto ewig!"


RTL, Stern TV (07.06.2006):

"Gerd Cordes hat sich in der Branche den Beinamen der Rostjäger verdient, ...er findet alle verdächtigen Stellen am Auto."


VOX, Auto Motor Sport TV (29.01.2006):
"Weiterrosten unmöglich!"


Das SAT 1 mobile.de Automagazin (März 2005):
Der "Rost-Experte"


Oldtimer Markt Sonderheft "Rostschutz" (Nr. 35/2005):

"Gerd Cordes zeigt mit seinem TimeMAX-System, dass die Grundidee des Rostschutzfetts durch den Einsatz von Hightech zu beeindruckender Perfektion getrieben werden kann."


Auto Bild (Nr. 48/2004):

"Getestet: Das hilft wirklich gegen Rost."

Kontakt: TimeMAX GmbH & Co. KG, Walddörfer Straße 118, 22041 Hamburg, Tel. 040-460 9391 0

Wer Fragen zum Thema Korrosionsschutz hat, kann mich gerne anrufen. Eine endoskopische Reise durchs Innere des schwedischen Klassikers dauert rund zwei Stunden und kostet 80 Euro. Die Komplettbehandlung der Hohlräume und des Unterbodens bei einem Saab 900 dauert bei uns in der Werkstatt drei Tage, weil der Wagen teilweise demontiert werden muss. Inklusive einer Dokumentations-CD mit ungefähr 100 Fotos von allen Arbeitsschritten und dem 20-Jahre-Scheckheft gegen Durchrostung kostet die TimeMAX-Behandlung rund 1800 Euro.

Und eines noch:

Wenn damals vor 15 Jahren der Zuspruch aus der Saab-Gemeinde für mein unbekanntes Rostschutz-Konzept nicht so groß gewesen wäre, hätte es die TimeMAX-Geschichte vielleicht so nie gegeben. In unserer Werkstatt sind sie immer noch häufig anzutreffen. Sie werden bei uns auch in Zukunft einen ganz besonderen Stellenwert haben.

Gerd Cordes www.timemax.de.